Sonntag, 11. Januar 2015

0. Bodenberg-Geometrie – Zufall oder Absicht. Für die Archäologie uninteressant?

Bodenberg-Geometrie – Zufall oder Absicht.
Für die Archäologie uninteressant?




Die Landkarte vermittelt uns ein Bild einer geometrischen Figur, wahrscheinlich ein Rudiment. 
In Österreich besteht die Figur aus einem Strahlenbüschel von Großkreislinien, sowie aus Breitenkreislinien.
Die Positionen der Bodenberge sind in Anmerkung 2 ersichtlich.


Entdeckung der Geometrie:

Der geometrische Zusammenhang zwischen den Bodenbergen wurde durch Zufall entdeckt. In meiner Karte waren südöstlich von Heiligenkreuz (Baden bei Wien) ein Kleiner und ein Großer „Rodenberg“ verzeichnet. An Ort und Stelle erfuhr ich, dass die Höhen aber Bodenberg heißen. Bei meiner Karte hatte der Druck ausgelassen und aus dem B war ein R geworden.
Da erinnerte ich mich an zwei andere Bodenberge. Wie sich herausstellte lag der südlichere in 60 km Entfernung recht genau westlich (48,05°). Der nördlichere Bodenberg wieder hatte genau östlich (48,37°) einen Namensverwandten, den Seebodenberg. Sie liegen folglich auf BreitenkreislinienNun war das Eis gebrochen und ich versuchte alle Bodenberge ausfindig zu machen, die in den Landkarten verzeichnet sind. Da zeigte es sich: Der Platz, auf dem jetzt Stift Zwettl steht, ist Ursprung für mehrere fächerförmig angeordnete Großkreislinien, von denen zwei bis in den Alpenraum vorstoßen. 
Das Bild spricht für sich. (Man muss nur Schauen und sich damit vertraut machen. Dann kann man sicherlich die besonderen Auffälligkeiten erkennen). 
 
Mir wurde klar, dass diese Anordnung beabsichtigt sein musste. Ich glaube, es ist deutlich: Das Gebilde habe ich nicht konstruiert, sondern aufgefunden. Dem Bedenken, dass wegen der Fülle möglicher Bezugspunkte die Geometrie nicht nachgewiesen werden kann (Tom Williamson und Liz Bellami wiesen auf die Vielzahl archäologischer Bauten in Britannien hin. Es würden auf einer beliebigen Geraden zwangsläufig mehrere davon zu liegen kommen. Daher der Schluss: „Es gibt keine der von Watkins postulierten Ley-Linien“), steht entgegen, dass es sich um spezifisch benannte, quasi etikettierte Punkte handelt, und dass ich die Landkarten akribisch absuchte. Ich bin sicher, dass es mir in Österreich gelungen ist, alle Boden- und Bubenberge ausfindig zu machen; in den übrigen betroffenen Gebieten ist es sehr wahrscheinlich. Die Vielzahl ist daher eingeschränkt und überschaubar. (Außerdem ist es ja nicht zwingend, dass alle Bodenberge dem System angehören müssen).
Sobald Schlüsse auf die Bedeutung (den Sinn) der Berg-Namen möglich werden, rechne ich auf weitere stützende Argumente. 


Fragen zur Existenz der Geometrie:

Ist die Anordnung der Bodenberge beabsichtigt, oder liegt eine Zufallsverteilung (Wahrscheinlichkeitsverteilung) vor?

Für das Bodenberg-System hielt ich mich besonders streng an mein Motto: „Beobachte und beschreibe“. Es ist das die Methode mit der schon Johannes Kepler die Planetenbahnen beschrieb und Isaak Newton entdeckte, dass die Schwerkraft für diese Bewegungen maßgeblich ist. 

Deshalb nimmt die Bodenberg-Geometrie unter den anderen Landschaftsgeometrien, die mir im Laufe der Zeit aufgefallen waren, die aber im Vermutungs-Stadium stecken geblieben sind, eine besondere Stellung ein. Die Namensgleichheit der Berge, die deren Zusammengehörigkeit nahelegt, und die hohe geometrische Genauigkeit sollten es ermöglichen die Geometrie zum Ausgangspunkt wissenschaftlicher Untersuchungen zu machen. Ich hoffe, dass die sich daraus ergebenden Chancen ergriffen werden.
Es ist ein aufregendes Thema, ins besonders da, wie sich später herausstellte, spirituell bedeutsame Orte daran beteiligt sind (Stift Kremsmünster, Zisterzienser-Primarabtei Morimond, Stift  Heiligenkreuz, Stift Zwettl).

Nachdem bisher niemand den Faktenkern der Untersuchung, nämlich den Namen „Bodenberg“, bedeutungsmäßig (semantisch) verlässlich deuten konnte, nehme ich an, dass er aus der Vorzeit, vielleicht über mehrere Epochen überliefert ist und es sich daher um eine „materielle Hinterlassenschaft“ handelt. Die Linguistik könnte Erklärungen geben. 
(Über Boden- und Buben- im Grimm’schen Wörterbuch: Anmerkung 1.).

Flurnamen sind überlieferte geographische Namen (Lokalnamen), die sich im örtlichen Sprachgebrauch entwickelt haben. Die topographischen Bezeichnungen wurden allein mündlich von Generation zu Generation überliefert. Für die Josephinische Landesaufnahme wurden die Geometer daher angewiesen, die einfachen Landbewohner über die Flurnamen zu befragen. Kann man hier einen Übergang von der mündlichen Überlieferung zur schriftlichen annehmen und daher topographische Karten als schriftliche Belege auffassen?  Der Großteil der Eintragungen wird nämlich auf diese Weise zustande gekommen sein. Freilich wurden Ortsbezeichnungen daneben auch aus herrschaftlichen Urkunden aufgenommen. Trotz Sprachwechsel kennt man viele Fälle von Namenskontinuität (In unserem Raum keltische Überformung?).
Die Problematik bei der Flurnamenforschung, die bei schriftlichen Quellen auftaucht, wird durch eine witzige Bemerkung aus einem Diskussionsforum sichtbar:
   Der Wissenschaft ist jede Etymologie letztlich dunkel, weil ja immer für die erste Bedeutung jeder Schriftbeweis fehlen MUSS. Andersherum: die Schriftgelehrten können nicht bis zum tiefsten Sinn der Worte vordringen, weil am Anfang keine Schriftquellen, sondern bloße Laute und Bilder ohne Beschreibung stehen. Etwa so: das Baby sagt "aa". Jeder Ungebildete versteht sofort, was gemeint ist, der Schriftgelehrte erst, wenn die Windel voll ist. 18.07.07 HBr.

Aus Ulrich Magin: Geisterwege, Leichenflugbahnen und Ceques - Heilige Linien in der Landschaft und ihre Bedeutung.(Skeptiker 4/2002).      unter
Prähistorische „Leys"
.....Einige der offenbar authentischen Leys stammen erst aus dem Mittelalter und haben nichts mit der Jungsteinzeit zu tun. Es gab aber, auch das weiß man inzwischen, sowohl in der Jungsteinzeit als auch in der Bronzezeit, bei den Kelten, Römern und im Mittelalter, sogar noch im Barock, Landschaften, die von Menschenhand mit symbolischen geraden Linien überzogen wurden - teils aus Gründen des Totenkults, teils aus rein ökonomischen und strategischen Erwägungen, teils unter ästhetischen Gesichtspunkten. Es mangelt nicht an frühgeschichtlichen Anlagen, die dem Konzept eines Leys entsprechen und die tatsächlich Wege waren - allerdings keine profanen Handelswege, wie Watkins glaubte. .....

Die Zeit der Benennung ist bisher unbestimmt. Weitere Aufgabe wäre es zu ergründen, ob die Namen gemeinsam mit der Positionierung Aussagen über die kulturelle Bedeutung  der Berge selbst zulassen.
Das Bestreben, weitere aussagekräftige Fakten zu finden, gleicht daher der Arbeit von Archäologen, mit dem Unterschied, dass man anstelle von materiellen Artefakten Namen „ausgräbt“ und die Position der benannten Orte untersucht. „Namens-Archäologie“ wäre hierfür eine humorvolle Bezeichnung. Das „Material“ –  die Landkarte mit der Geometrie.


Normalerweise sollte ein Archäologe eigentlich nichts beweisen wollen, sondern das Material sprechen lassendenn der Versuch, etwas beweisen zu müssen, führt gefährlich schnell auf die Ebene, sich etwas zu konstruieren.
(Aus einer Diskussion im Geschichtsforum)
Auch die umgekehrte Bemühung, die Nichtexistenz einer Sache beweisen zu wollen, kann leicht auf Abwege führen.
Es könnte daher zielführend sein, die Landkartenskizze als „Material“ zu betrachten. Die genauen Ortspositionen sind in den Tabellen ersichtlich und können in den offiziellen topographischen Landkarten überprüft werden. 

Trotzdem stehen meinen Ausführungen sogar besonders erfahrene Wissenschaftler skeptisch gegenüber:
…  ..  .  .. …
 
 Ein guter kritischer Wissenschaftler, den ich sehr schätze, schrieb mir:
 
„Bei diesem Ansatz geht es letztlich aber nicht darum, was man sich vorstellen kann bzw. welche Linienführungen auf einer Karte möglich sind, sondern darum, ob und wie man derartige Konstruktionen nachweisen kann.
Schon wegen der Fülle möglicher Bezugspunkte scheint mir das ausgeschlossen. So etwas muss immer gegen den Zufall abgegrenzt werden. 
An Betrachtungen von solchen großen Geometrien müssen immer besonders strenge Bewertungskriterien angelegt werden. Zu leicht konstruiert man etwas, was gar nicht real ist. Ich sehe leider keine besonderen Auffälligkeiten in Ihren Bildern, die die Hypothese einer absichtsvollen Konstruktion stützen könnten“.

siehe Bild:                                                                                                 
80 Vier-Punkt-Verbindungen von 137 zufällig verteilten Punkten.
 
…  ..  .  .. …
Es ist richtig: Wenn man von zwei merkwürdigen Punkten ausgeht und die von ihnen festgelegte Gerade weiterverfolgt, wird man zwangsläufig auf einen dritten interessanten Punkt stoßen. Falls nun dieser Punkt den gleichen Namen trägt, wie die beiden ersten, so spricht das aber gegen ein zufälliges Zusammentreffen.  Obige Überlegungen, die sogar die Existenz der Geometrie bezweifeln, können daher meines Erachtens nach, für die vorliegende Geometrie nicht gelten. Es handelt sich nämlich hier keineswegs um zufallsverteilte Punkte, sondern um namensgleiche (indizierte) Orte. Auch die Fülle ist ja, besonders in Österreich, nicht allzu gewaltig. Auch die später entdeckten Zusammenhänge, wie etwa die Verknüpfung mit den Bubenbergen,welche die Linien ergänzen,  
können ebenso wenig zufällig sein, wie die vermuteten Breitenkreis-Verbindungen zu den Cistercen und die Einflechtung in die Geometrie der frühen Frauenklöster.  Im Übrigen handelt es sich nicht um eine Konstruktion, sondern nur um ein einfaches Sichtbar-Machen in der Landkarte. 
     Die Bodenberg-Geometrie ist offensichtlich ein kontroverses Thema und würde ein hohes Maß an Objektivität und Sensibilität  verlangen. Wer darüber urteilen will, sollte sich die Angaben genau anschauen, bevor er diese Fakten ablehnt. (Schauen und sich damit vertraut machen).
Außerdem finde ich es kontraproduktiv ein Thema schon abzulehnen, sobald sich die ersten Hinweise herauskristallisieren, bzw. zusammenfügen. Besonders hilfreich wäre es, so glaube ich, in Diskussionen weitere stützende Fakten zu finden. Das Thema würde ja trotzdem für weitere Hinweise offen bleiben.   Auch bei einem Puzzlespiel ist es schwierig, die ersten Teile an den richtigen Platz zu setzen. Später sind dann bereits mehr Hinweise vorhanden und die noch fehlenden Teile können leichter eingefügt werden. Für mich würde das Problem nicht schon bei der Existenz dieser Figur auftauchen, sondern erst bei der Frage nach deren Sinn und Zweck.


Die einzelnen Bestandteile der Geometrie:
                                                    
Breitenkreislinien und Bodenberge:
1.) Seebodenberg E: 48,37398 – Bodenberg D: 48,37163 – Bubenberg 4: 48,37411 °n. B.,
2.) Großer Bodenberg F: 48,05004 – Bodenberg G: 48,05961 – Stift Kremsmünster: 48,05509 – Morimond: 48,05811 ° n. B.
(Stift Heiligenkreuz, am Fuße des Großen Bodenberges, wurde von Morimond aus gegründet).
3.) Bodenberg B (Kreuz): 47,59600 –  Bödenalm (Antoniuskapelle): 47,59584°n.B.
4.) Eine andere Breitenkreislinie:
Sankt Georgen (Jak): 47,13975 – Stift Rein: 47,13544 – Kloster Einsiedeln: 47,12721 – Citeaux: 47,12884 °n.B.

Es könnte sein, dass die Breitenkreislinien nicht nur für die Bodenberge Bedeutung hatten. Vielleicht stammen sie aus noch viel früheren Zeiten. Eine mögliche Methode Orte gleicher Breite zu ermitteln: http://landschaftsgeometrien.blogspot.co.at/2014/01/breitenkreis-breitenparallel-festlegen.html .

Großkreislinien:
Großkreislinien können durch fortgesetztes Visieren mit drei Fluchtstäben erstellt werden. Es ist unrichtig, dass sich die Messfehler dabei aufschaukeln, wenn kein methodischer Fehler vorliegt. – Die Messfehler gleichen sich immer wieder aus, sodass auch über weite Strecken gute Ergebnisse erzielt werden können.

Nord-Süd – Linien (Meridiane):
Zwei Meridiane stechen besonders hervor: Die Linie Ötscher – Stift Zwettl und die lange Linie (296 km) Bubenberg 2 – Bodenberg H.
Nord-Süd – Linien werden wahrscheinlich genauso vermessen wie Großkreislinien, zusätzlich besteht jedoch jederzeit die Möglichkeit die Richtung astronomisch zu korrigieren. (Siehe „Indische Kreise“: http://sternwarte-recklinghausen.de/astronomie/astronomie-im-alten-europa/#04 ). Wahrscheinlich ist so die eminente Genauigkeit der langen Linie zu erklären (125 m West Ost-Abweichung auf 296.350 m Abstand). In Österreich wären noch weitere Nord-Süd – Linien erwähnenswert. 

Warum halte ich das Bodenberg–System gegenüber anderen Landschaftsgeometrien für besonders erfolgversprechend?  
Bei den meisten bisher aufgefundenen Linien sind die Orte zwar sinngemäß ähnlich -  (Siehe: http://landschaftsgeometrien-ernst.blogspot.co.at/2011/09/die-orthberg-linien-1-und-2.html )- (Nicht für eine absichtliche Bedeutungs-Änderung des Namens, z.B. durch neue Machthaber in den betreffenden Gebieten?).
Zum Zweiten gibt es viele Verflechtungen der Linien, die ohne gleichwertige Bedeutung nicht zu erklären sind. 



der Bodenberg-Geometrie
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Anmerkungen

1.) Namen: Bodenberg – Bubenberg.
Boden, Bodem – bieten, opfern. Bodenberg  also „Opferplatz am Berg“?  
Buben – conviciari, lästern. ?Bubenberg – diffamierter, „Geschmähter Berg“?  


2.) Positionen:
      WGS84                      °ö.L.                °n.B.
Bodenberg             A      47,33527     13,03605
Bodenberg             B      47,59634     13,44406
Bodenberg             C      47,97914     13,29902
Bodenberg             D      48,37107     14,76021
Seebodenberg        E      48,37367     15,62346
Großer Bodenberg   F      48,04999     16,13894
Bodenberg             G      48,05966     15,33531
Bodenberg             H      50,37337     10,37804
Disibodenberg         I      49,77731       7,70111
Boderberg (Podhora)      49,97374      12,77155
 
Bödenalm                       47,59539    12,23342
Wodenalm                      47,01400    12,50620

Bubenberg             1       46,69157    15,65358
Bubenberg             2       47,71040    10,37489
Bubenberg             3       47,95777    12,88315
Bubenberg             4       48,37441    13,72599
Bubenberg             5       49,58794    11,29793

Externsteine  Straße        51,86985      8,91756
Orthberg (Bad Zwesten)  51,05161      9,13124


  

3.) Besondere Namen führten zur Entdeckung des Orthberg-Knotenpunktes:


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Für Mobiltelephone:
 
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